Als ich vor einigen Jahren erstmals am New York Marathon teilnahm, fielen mir Menschen am Straßenrand auf, die den Läufern eine mit blauem Haushaltshandschuh bewehrte Hand entgegenreckten.
Bei näherem Hinsehen waren zwei, drei Fingerspitzen mit einer offenbar zähen, gelblich-weißen Masse bedeckt. I
ch vermutete eine seltsame Form der Nahrungsergänzung, weil Kohlenhydrat-Gels gerade in Mode zu kommen begannen und von anderen Zuschauern Orangenscheiben, halbe Bananen und Gummibärchen angeboten wurden.
Dann lüftete sich das Geheimnis: Die undefinierbare Masse wurde nicht etwa oral konsumiert, sondern wanderte an intime Körperstellen von Läufern: Brustwarzen, Achselhöhle, Leistenregion.
Und schnell war klar: Die Zuschauer boten den Läufern Vaseline an, um wundgescheuerte Körperstellen zu schützen.
An wunden Stellen leiden viele
Nicht wenige Läufer, Walker und Wanderer leiden unter der Problematik, dass empfindliche Hautstellen bei langen Dauerbelastungen zu schmerzhaften Hautreizungen neigen. Meist handelt es sich um Personen, die zu viel Schweißproduktion und entsprechend feuchter Haut neigen.
Brustwarzen lassen sich noch verhältnismäßig leicht mit einem kleinen Pflaster gegen die scheuernden Bewegungen des Hemdes abgrenzen. Leistenbeuge und Achselhöhle sind schwerer zu schützen.
Pudern und angemessene Kleidung (Unterhosen mit längerem Beinschnitt, Hemden mit kleinem Ärmel) können die Feuchtigkeit in Hautfalten aufnehmen, reichen aber nicht immer aus. Dann kommt die Vaseline ins Spiel, die als Gleitmittel schmerzhafte Reizungen verhindern kann.
Ganz wichtig: Was man auf den großen Touren anwenden möchte, muss zuvor im Kleinen ausprobiert werden. Das macht es weniger dramatisch, wenn’s schiefgehen sollte, und führt nicht gleich zur Wundscheuer-Katastrophe!